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my story 2022

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Tag 7: Neuf- Brisach – Straßburg 73 km


Morgens scheint die Sonne in unser nach Holz riechendes hübsches Balkonzimmer. Wir frühstücken, lernen noch schnell ein paar Worte französisch und fahren los. Immer am Kanal entlang, anfangs auf Schotter dann auf Asphalt. Der Kanal ist sehr idyllisch und auch auf Schotter gut befahrbar. Einige hübsche Restaurants liegen an den Schleusen, es tuckern auch ein paar meist ziemlich alte Schiffe an uns vorbei bzw. wir an ihnen :-). Da wir heute flott vorankommen und nur 70 km fahren, machen wir Schwimmpause an einem See kurz vor Straßburg. In Petit France setzen wir uns am Kanal in ein typisches Restaurant und bestellen Tartes flambé mit Munsterkäse und Cremant. Am Bahnhof stellen wir fest, dass es mit Rad nicht so einfach ist spontan heimzureisen. Unsere favorisierte Verbindung lässt sich online nicht buchen und die meisten Züge nehmen keine Räder mehr mit. Die Schlangen an den Schaltern für Fernverkehr sind lang und unsere Zeit wird knapp. Schließlich finde ich online doch noch eine Verbindung, Umstieg in Appenweier und Karlsruhe. Nicht optimal aber die einzige Möglichkeit. Die Bahn muss sich dringend optimieren. Um 20:22 bin ich zuhause. Daniela erwischt mit viel Glück in Mainz ihre Verbindung nach Darmstadt – offiziell 2 Minuten Umsteigzeit. Eine wunderschöne Radreise geht zu Ende, 635 km in 7 Tagen und sehr tolle alte Städte gesehen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir der Süden Deutschlands so gut gefällt. Es ist herrlich und kostbar dieses Jahr, soviel Zeit zur Entdeckung der nahen und fernen Welt zur Verfügung zu haben. Alleine reisen ist wunderschön, man ist unabhängig, stets mit sich selbst und der Natur in intensiver Verbindung, doch stelle ich immer wieder fest, dass es auch schön ist, die Erlebnisse mit guten Freunden zu teilen. Diesmal hatte ich beides, 3 Tage allein und 3 Tage mit meiner Freundin Daniela.

Tag 6: Bad Säckingen – Basel – Neuf Brisach 108 km (von Daniela)

Bei bestem Wetter starten wir unsere heutige Etappe und radeln Richtung Basel. Dort schauen wir uns das Rathaus mit seinen außergewöhnlichen Wandmalereien und beindruckenden Innenhof und den Tingulay Brunnen mit seinen animierten Wasserspielen an. Nach einem kurzen Abstecher nach Deutschland überqueren wir den Rhein und seine Kanäle. Nach einer Weile leitet unsere Route uns durch den Industriehafen von Mulhouse. Daraufhin ändern wir die Route und kehren zurück an den Kanal. In Neuf – Brisach gibt es eine Befestigungsanlage zu bestaunen und endlich eine wohl verdiente Mittagspause. Dort treffen wir andere Rennradler, die direkt aus Paris angeradelt kommen. 600 km an einem Stück. Gestern um vier in der Früh sind die beiden gestartet. Nur eine halbe Stunde Nachruhe. Wahnsinn! Kurz danach erreichen wir unser Hotel Le Caballin mit einem wunderschönen Zimmer und Ausblick auf einen kleinen See, alles auf einer kleinen Rheininsel. Hier können wir uns entspannen und abends gibt es noch ein sehr leckeres Abendessen (Lammspieße mit Couscous sowie elsässische Lachsforelle).

Tag 5: Allensbach – Bad Säckingen 143 km


Wir starten im leichten Regen, stoppen am Hafen von Konstanz und verlassen die Stadt in östlicher Richtung am Untersee vorbei. Stein am Rhein erreichen wir nach ca. 30 km. Schöne alte Häuser mit umfangreichen Bemalungen, verschnörkelten Erkern, Holzbalkonen und Giebeln. Weiter gehts nach Schaffhausen und hinter einem schmalen Uferweg liegen plötzlich liegen die Rheinfälle vor uns. Dank Regen führen sie ausreichend Wasser. Nach kurzen Fotostopp verlassen wir das Rheintal und fahren teils auf schweizer, teils auf deutscher Seite nach Waldshut-Tiengen. Dort machen wir nach ca. 100km die erste Pause mit Eis und Reisbällchen. Der Radweg ist durchwachsen, mal gut, mal ziemlich schlecht und auch ein Teilstück an der Bundesstraße entlang. Den ganzen Tag haben wir kräftigen Gegenwind, was ziemlich anstrengend und nervig ist. Laufenburg liegt wunderschön am Rhein mit historischen Häusern, die direkt ans Wasser gebaut wurden. Endlich kommen wir nach 140 km in unser Tagesziel Bad Säckingen, das mit schöner Uferpromenade und einer überdachten Holzbrücke punktet. Wir suchen uns ein Restaurant mit Terrasse in der Altstadt und bestellen Flädlesuppe, Fischknusperle und Rösti. Unsere Pension liegt leider noch 4 km hinter der Stadt, also müssen wir danach nochmal aufs Rad.
Ich bin echt überrascht, wie hübsch der Süden von Deutschland ist. Ich kannte die Gegend gar nicht, es ist auch spannend zu sehen, wie die Grenze zur Schweiz verläuft. Und dann gibt es wunderbare alte Städte zu besichtigen wie Stein am Rhein, Diessenhofen und Laufenburg. Also auf jeden Fall einen Besuch wert.

Tag 4: Romanshorn – Allensbach 102 km


Da ich nicht nur am See fahre will, plane ich eine Tour ins hügelige Schweizer Hinterland via Amriswill nach Weinfelden. Es hat nachts viel geregnet aber hört ab neun langsam auf und tröpfelt nur noch. Schöne Aussichten auf dem See und ein Stop in der alten Wasserburg Hagenwil. Danach gehts bergauf in einsame Hügel und Felder, wieder runter nach Amriswill und dann über Buch und Berg nach Weinfelden. Hier sind keine Kuhwiesen und Apfelplantagen sondern Weinreben. Über den fast 700 Meter hohen Ottenberg und durch Engelswillen gelange ich wieder zurück an den See. Hier lande ich direkt eher zufällig in Gottlieben, eine wunderschöne alte Dorfsiedlung am See berühmt für die Gottlieber Hüppen: Waffelröllchen mit Schokofüllung. Udo Jürgens hat hier gelebt. In Konstanz treffe ich meinen Ex-Kollegen Marco und bekomme eine interessante Stadtführung inkl. Imperia und Konzil. Dann fahre ich weiter an der Insel Reichenau vorbei nach Radolfzell, hole Dani dort vom Bahnhof ab und dann springen wir in Allensbach noch kurz in den See. Allerdings ist sowenig Wasser, dass man fast 50m in den See durch den Schlamm hereinlaufen muss. Schwimmen fast unmöglich. Nach einem leckeren Abendessen mit Seeblick übernachten wir im Hotel St. Elisabeth, das zum Kloster bzw. Schloss Hegne gehört. Kaum im Hotel geht das Gewitter los. Was haben wir für ein Glück.

Tag 3: Friedrichshafen – Romanshorn 83 km


Nach einem leckeren Frühstück verlasse ich den Kronenwirt in Ettenkirch. Schöne Pension. Die Sonne ist draußen und es geht flott bergab Richtung Tettnang, wo ich ein Fahrradgeschäft finde, das mir Licht für vorne und hinten sowie ein Werkzeug-Tool verkauft. Der Inhaber ist auch Trek Händler und stellt mit bei einem schönen Schwätzchen auch noch die Kette ein, die sich vorne nicht mehr hoch schalten lies. Dann weiter nach Lindau, vorher kaufe ich beim Bäcker noch eine Leberkäsesemmel, die ich am See verspeise. Lindau ist logischerweise wieder überfüllt. Es gefällt mir nicht mehr so gut wie früher obwohl die Altstadt echt toll ist. In Bregenz schaue ich kurz an der Festbühne vorbei und gelange ans Rheindelta. Ein Naturschutzgebiet in der Schweiz. Hier gibt es einen Kaffee. Dann erreiche ich Rohrschach und danach die schöne alte Stadt Arbon. Am See kurz vor Romanshorn falle ich vor Schreck fast vom Rad, weil es direkt über dem See laut kracht. Ein heftiges Gewitter geht direkt rechts von mir über dem Bodensee runter, danach sehen wir einen Regenbogen über dem Wasser. Ich bleibe trocken. Schnell erreiche ich die Jugendherberge in Romanshorn. Schon etwas heftig dort ein Einzelzimmer mit eigenem Bad zu beziehen. Aber es ist fast leer hier, keine Ferien mehr. Und der Preis ist mit 78 Euro eher hoteladequat. Zum Abendessen treffe ich Jasmin, die in der Nähe wohnt. Wir gehen in ein schickes Restaurant am Hafen. Wir haben uns in Namibia kennengelernt. Ein schöner Abend am See mit Ende in einer Beachbar. So schön sie wiedergesehen zu haben.

Bodensee Velo Tag 2: Radtour nach Salem

Um neun sitze ich im Sattel und fahre durch das schöne, waldige Hinterland in Richtung Salem. Toll ausgebaute Radwege, schöne Dörfchen mit schicken, eckigen, weißen Kirchtürmen. In Markdorf suche ich einen Radladen, da ich gestern mein Werkzeugtool verloren habe und mein Sattel zu hoch ist. Das geht dauerhaft aufs Knie. Ein Motorradhändler hilft mir, die beiden Radläden waren geschlossen. Dann muss ich steil hinauf zum Gehrenberg. Ich will gar nicht wissen wieviel Prozent es sind. Schnaufend komme ich oben an und werde zu noch mehr Höhenmeter verführt, da dort oben ein 30m hoher luftiger Aussichtsturm steht. Fernsicht auf den See! Weiter geht es über die Felder nach Salem. Komoot hat sich viel Mühe heute gemacht. Ich bin echt begeistert. Das Schloss und Kloster Salem ist eingezäunt, kostet Eintritt und mein Trek will ich dort nicht parken. Es sieht interessant aus, aber den Besuch verschiebe ich lieber. Bin ja zum radeln hier. Über Schotterwege an Seen und Wälder entlang komme ich nach Unteruhldingen und rege mich über arrogante E-Biker auf. Man könnte ja auch mal nett zurückgrüssen. Am See esse ich in einem hübschen Biergarten ein Dinnele mit Birnen und Bergkäse. Ein Fladenbrot mit Sauerrahm. Lecker. Danach noch ein Badestopp und dann erreiche ich Meersburg. Hier ist es sehr voll, ich finde die Atmosphäre leidet sehr unter den vielen Menschen. Schade. Weiter gehts durch die hübschen Weinhänge mit Seeblick nach Hagnau und Immenstadt, aber auch hier zuviel los. Die Promenade in Friedrichshafen ist bikefreie Zone, ich schiebe hindurch. Mal schauen ob ich von hier morgen das Schiff nach Romanshorn oder doch lieber den Landweg nehme. Auf dem Heimweg hole ich mir im 24-Stunden-Bauern-Laden in Ettenkirch noch ein Eis, nach 90 km und 800 Hm bestimmt verdient.

Bodensee Velo Tag 1: Ravensburg – Ettenkirch/ Friedrichshafen

Mit der Bahn gehts um 11:50 von Ffm nach Friedrichshafen für nur 34 Euris inkl Fahrradreservierung. Schon am Gleis sammeln sich die Biker, eine Gruppe aus 2 Pärchen, die nach Passau fahren wollen. Auch Profis. Sie sprechen mich sofort auf die Eurovelo Tour an, da mein schönes neues dunkelgrünes Trikot mit den Tourdaten bedruckt ist. Haha, ich bin echt stolz…
Im Zug Aufregung da andere Biker ohne Reservierung unsere Plätze belegt haben. Bis wir drinnen sind dauert es 10 Minuten… Die anderen Biker sagen der Schaffner hätte es erlaubt, naja. Der nächste Schaffner räumt auf, drei dürfen in Stuttgart aussteigen. Großer Protest…
Ich steige in Ravensburg aus und fahre 20 km nach Friedrichshafen durch das hübsche Ravensburg am Kloster Weissenau, Mariatal vorbei nach Ettenkirch. Schöne Strecke, ich bin happy wieder unterwegs zu sein. Alleine zu radeln ist komplett anders. Aber ich freue mich total drauf und weiß, ich werde das genießen. Um fünf bin ich am Hotel Kronenwirt, checke ein, und starte noch zu einer kleinen Erkundungstour durch die hügeligen Apfelplantagen. An einer kleinen Kirche genieße ich den Blick über die Plantagen und Wiesen zum See. Herrliche Abendstimmung. Das Abendessen gibt es unter Platanen im Biergarten des Hotels.

Schlussworte zum Eurovelo Teil 1 (Teil 2 folgt noch)

Zwei Wochen sind nun vorbei, wir sind wieder gut zuhause angekommen. Wir fühlen uns großartig, voller Energie und guter Laune und auch voller Dankbarkeit, dass wir diesen Trip erleben durften. Ich bemerke einige Veränderungen, die ich festhalten und teilen möchte, da ich denke, dass es wichtig und interessant ist.

Nachhaltigkeit: Wir hatten während der Tour immer wieder so kleine bis größere Entbehrungen. So haben wir z.B. abends immer unsere Trikots per Hand auswaschen müssen, hatten manchmal Probleme, die Klamotten über Nacht in dem feuchten Klima wieder trocken zu kriegen, mussten manchmal leicht nasse Klamotten anziehen (oder schmutzige :-)). Alles nicht schlimm und gut handelbar. Aber wie mega bequem ist es doch, zuhause jederzeit waschen zu können und aus einem vollem Kleiderschrank zu leben. Das gleiche gilt für einen vollen Kühlschrank. Jederzeit im Supermarkt einkaufen zu können und abends die freie Auswahl zu haben, was man kocht. Während der Tour waren wir ja einmal auf einem Campingplatz, wo es keinen Supermarkt in der Nähe gab. Wir hatten zum Glück nette Nachbarn, die uns Dosensuppen geschenkt haben. Für mich ist hier entscheidend, sich bewusst zu machen, wie gut es uns hier geht, wie bequem wir leben und auch dass Ressourcen nicht immer unbegrenzt zur Verfügung stehen. Das heißt auch, die Klamotten nur zu waschen, wenn es nötig ist und Lebensmittel nicht zu verschwenden sondern gezielt einzukaufen und alles aufzuessen. Klingt vielleicht für manche blöd, aber für mich ist das wichtiger geworden.

Die Bedeutung von Familie und Freundschaften: Nach 9 Wochen „on the road“ kam ich erstmal total glücklich nach Hause und musste alle Eindrücke verarbeiten. Während der Tour habe ich meinen Freund, meine Freunde und meine Familie gar nicht so arg vermisst, schließlich war ich ja unterwegs, jeden Tag woanders und von morgens bis abends komplett beschäftigt, manchmal auch müde und erschöpft. Eure vielen Kommentare, Whatsup-Nachrichten und Mails waren schön und haben dazu geführt, dass wir uns nicht so alleine gefühlt haben. Aber jetzt, wo ich wieder da bin, fällt mir ganz extrem auf, wie schön es ist, wirklich alle wiederzusehen und viele persönliche Gespräche zu führen und gemeinsame Aktivitäten zu machen. Inzwischen habe ich schon viele meiner Freunde gesehen, aber leider einige noch nicht. Und jeder einzelne Freund*in ist mir so krass wichtig und wertvoll. Es ist gut, wieder daheim zu sein und alle wieder zu sehen. Das merkt man erst, wenn man mal länger weg war, glaube ich. Eine echt intensive Erfahrung für die ich sehr dankbar bin.

Ausrichtung auf die Zukunft: Das Jahr ohne Arbeit ist mega schön, ich kann das wirklich jedem nur empfehlen, mal ganz aus dem normalen Joballtag rauszugehen und eine gewisse Zeit, nicht zu arbeiten (muss ja nicht jeder ein ganzes Jahr machen :-)). Ich war gespannt, wie ich darauf reagiere, ohne den Druck jeden Morgen zu einer gewissen Zeit mit dem Job starten zu müssen. Wie ist das so, den ganzen Tag nur selbst zu entscheiden, was man tut (und nicht tut)? Wie ist es denn, wenn man genug Zeit hat, in genau die Länder zu reisen, die man spannend findet? Ich finde das mega schön und bin sehr glücklich über diese wertvolle Zeit. Allerdings stelle ich nach 7 Monaten ohne Beruf auch fest, dass ich mich darauf freue, wieder eine Aufgabe zu haben, die mir wichtig ist, mich ausgüllt und natürlich auch zur Bestreitung meines Lebensunterhaltes beiträgt. Ohne feste Einnahmen zu sein, ist zwar spannend aber auch ein komisches Gefühl und man muss das tatsächlich aushalten können. Ich kann das zwar, aber will es nur begrenzt lange und daher dürft ihr mir gerne die Daumen drücken, dass das aktuelle Jobangebot zustande kommt und ich zum 1.1.2023 wieder arbeiten darf.

Menschen: Während unserer Tour haben wir viele Menschen getroffen und hatten interessante Gespräche. Einige Personen werden mir besonders im Gedächtnisbleiben und ich möchte die Begegnungen ein wenig beschreiben und mir auch präsent behalten.

  1. Am dritten Tag unserer Reise hatten wir einen besonderen Zeltnachbarn. Eddie aus San Francisco reiste mit dem Fahrrad 3 Monate durch Frankreich und Spanien. Wir haben uns über unsere Fahrradtouren, die Ausrüstung etc. unterhalten, er hat u.a. gesagt, dass alles, was aus Deutschland kommt, eine sehr hohe Qualität hat und er es daher bevorzugt auswählt. So z.B. seine Kleidung oder sein Fahrradgangschaltung. Spannend, das von einem Amerikaner zu hören. Abends haben wir uns dann bei einem Rotwein weiter unterhalten und am nächsten Morgen hat er uns für einen Tag in Richtung Biarritz begleitet. Er war total lustig, offen und witzig und so hatten wir lustige und spannende Gespräche. Sein Reisetempo war deutlich langsamer als unseres, darum haben wir uns danach wieder getrennt.
  2. In Bordeaux hat uns Dilara, die Tochter einer Freundin von Liane eine spontane Stadtführung durch Bordeaux gegeben. Sie ist 17, absolviert nach dem Realschulabschluß ein Austauschjahr in Frankreich, kann inzwischen fast perfekt französisch sprechen und war sehr engagiert, uns diese tolle alte Stadt zu zeigen. Merci beaucoup, chere Dilara.
  3. Dann haben wir Besuch von meiner Freundin Birgit aus München bekommen. Sie war beruflich auf einem Kongress in Toulouse und radelte mit ihrem Gravelbike und 1-Frau-Zelt ca. 10 Tage mit uns entlang der französischen Atlantikküste bis in die Bretagne. Wir haben abends immer gemeinsam eingekauft und gekocht und eine Flasche Wein gedrittelt. Es war schön, mit ihr die gemeinsamen Tage zu verbringen.
  4. In Plymouth haben wir am ersten Tag in einem speziellen Fahrrad-Café den Rennradfahrer Jeff kennengelernt. Er hat für uns bei einer Fahrradwerkstatt angerufen und geregelt, dass Lianes Bike eine Schnellreparatur erhalten konnte. Da wir nicht wussten, wo die Werkstatt ist, haben er und sein Kumpel uns dorthin escortiert. Unsere Reise hat er dann auf Instagram und Strava begleitet. Was für eine spontane tolle Unterstützung.
  5. Im Pub am 2. Abend in England durften wir uns zu zwei englischen Pärchen an den Tisch setzen. Das Pub war Samstag Abends sehr gut besucht. Wir haben interessante Gespräche mit den Vieren geführt und danach Nummern ausgetauscht. Zoe ist auch begeisterte Radlerin und wollte viele Details wissen. Es kam heraus, dass Zoe und ihr Mann planten, am 31.7. ebenfalls in Edinbourgh zu sein und wir haben uns verabredet, uns dort wieder zu treffen. Das haben wir dann auch umgesetzt, die beiden haben uns gemeinsam mit ihrer Tochter am Campingplatz besucht und wir waren in einem schönen Café um Tee zu trinken und Scones zu essen.

Letzter Tag 62: Finisher Day 4.432 km done!!! Perth to Edinburgh


Ein super leckeres Frühstücksbuffet stärkt uns für die nun doch noch kommende letzte Etappe. Plus 75km und 900hm,weil wir nicht in den Bus gepasst haben 😂… Aber das Wetter ist heute mit uns, und wir freuen uns, mit dem Rad in Edinburgh einzurollen anstatt dem Bus. Es geht gemütlich aus der Stadt Perth hinaus über einsame Wiesen, Felder und Hügel, nach 50km erreichen wir Inverkeithing, die Stadt an der die drei Brücken über den Firth of Forth führen. Die Eisenbahnbrücke ist die älteste und beeindruckendste der Brücken. Sie ist eine 130 Jahre alte Stahlbrücke mit vier anmutigen Auslegern, auf welche die Querträger aufgelegt sind als Gerberträger. Sie hatte 30 Jahre mit 521m Länge die größte Spannweite aller Brücken weltweit, bis 1920 die Québec-Brücke gebaut wurde. Daneben verlaufen die alte Straßenbrücke aus den 60ern als Hangeseilbrücke und die neuere Autobahnbrücke. Wir nutzen die mittlere, Mary sieht mal wieder nicht, dass der linke Radweg gesperrt ist und die Radler die rechte Seite nehmen sollen, und beschließt die Hauptspur zu nehmen. Da fast kein Verkehr ist, sag ich mal nichts und radel einfach hinterher. Ein Bus hinter uns hupt ungeduldig und wir weichen auf die abgesperrte zweite Spur aus. In der Mitte der Brücke kommt ein blinkendes Wartungsfahrzeug auf uns zu. Die Männer rufen aufgeregt, wir sollen doch den Radweg nehmen, nur in der Mitte der Brücke ist kein Spurwechsel möglich! Mary fährt einfach weiter, und umkehren möchte ich auch nicht mehr. Also rufe ich kurz zu den Männern rüber „Sorry, I can’t hear you!“ und hechte hinter meiner Schwester hinterher🙈… Am Südufer halten wir kurz an um einen älteren Herren zu bitten unser Finisher-Foto zu schießen und er erzählt uns die Geschichte der Brücken und dass es in der Nähe Seerobben, Delfine und Wale zu beobachten gibt. Jetzt geht es noch 15km auf feinstem Gravelbelag entlang des Meeres in die Stadt hinein. Es sieht noch sehr ländlich aus, und wir können gar nicht glauben, dass Edinburgh solch eine große Stadt ist. Der Campingplatz liegt nicht weit vom Meer, und ist ausgebucht. Wir probieren es trotzdem und lassen alle unsere Überredungskünste spielen. Letztendlich lässt uns der freundliche Mann auf der Camperwiese auf der Anhöhe zelten, weit genug entfernt von allen anderen. Welch ein Glück, der andere Campingplatz wäre nochmal 16km weiter gewesen und den Stadthügel hoch. Wie bergig Edinburgh ist, sehen wir bei der Einfahrt in die Altstadt mit dem Doppeldecker. Wir haben noch einen schönen Abend im Pub und einer Event location, die uns ans Oktoberfest erinnert. Aber egal, Frau kommt nur einmal im Leben nach 4.400 km und 35.000 Hm in Edinburgh an!

Tag 61: Banff – Huntly (Huntly -Perth)


Endlich mal eine trockene Nacht. Wir wollen heute früh aufstehen und mit dem Bus nach Edinburgh fahren. Der Bus nimmt aber keine Bikes mit. Blöd. Also müssen wir nach Huntly fahren, weitere 30 km und von dort den Zug oder Coach Bus nehmen, der Räder mitnimmt. Eigentlich wollten wir mal ausruhen, aber 30 km sind okay. Wir kurbeln flott bis Huntly, leider mit Gegenwind aber durch schöne Landschaften. Wieder wie im Odenwald. In Huntly kommt mir die Idee, dass man vom den Einwohnern dieses Dorfes eine tolle Serie drehen könnte. Wer lebt wo, wie, kennt wen und wie sind die Geschichten und Erlebnisse der Leute dort. Es ist eine süsse Kleinstadt, unaufgeregt aber echt hübsch. Auf der Straße sehen wir verschiedene Leute. Ein alter Mann mit Dackel, eine junge Frau in weiß, die Kuchen irgendwo hinbringt, eine ältere Frau in neongelben Jogginganzug, zwei Bauarbeiter, die aus einem alten Gebäude raus kommen und gerade Mittagspause machen und uns sofort grüßen. Es könnte spannend werden. Ein Castle gibt es auch. Der Zug nimmt unsere Bikes nicht mit. Kein Platz. Wir kriegen eine Erstattung für die Zugtickets und fahren mit dem Bus ab Stadtmitte weiter. Dieser bringt uns bis Aberdeen, dort steigen wir um in Richtung Dundee und Perth. Nach endlosen Meilen kommen wir gegen 18h in Perth an. Der Bus nach Edinburgh nimmt wieder keine Räder mit, wir beschließen in Perth zu bleiben. Das Hotel ist super günstig und bietet uns für 67 Euro Bed and Breakfast an. Wir essen im Hotel Restaurant Fish & Chips und Burger und erfahren von unserer lustigen Kellnerin, dass ihre Eltern auf dem Campingplatz in Banff einen Wohnwagen haben und gerade dort sind. Wie lustig.. zum Nachtisch gibt es Fried Oreo Cookies und Straciatellaeis mit belgischen Waffeln.

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