my story 2022

Kategorie: Eurovelo (Seite 1 von 6)

Schlussworte zum Eurovelo Teil 1 (Teil 2 folgt noch)

Zwei Wochen sind nun vorbei, wir sind wieder gut zuhause angekommen. Wir fühlen uns großartig, voller Energie und guter Laune und auch voller Dankbarkeit, dass wir diesen Trip erleben durften. Ich bemerke einige Veränderungen, die ich festhalten und teilen möchte, da ich denke, dass es wichtig und interessant ist.

Nachhaltigkeit: Wir hatten während der Tour immer wieder so kleine bis größere Entbehrungen. So haben wir z.B. abends immer unsere Trikots per Hand auswaschen müssen, hatten manchmal Probleme, die Klamotten über Nacht in dem feuchten Klima wieder trocken zu kriegen, mussten manchmal leicht nasse Klamotten anziehen (oder schmutzige :-)). Alles nicht schlimm und gut handelbar. Aber wie mega bequem ist es doch, zuhause jederzeit waschen zu können und aus einem vollem Kleiderschrank zu leben. Das gleiche gilt für einen vollen Kühlschrank. Jederzeit im Supermarkt einkaufen zu können und abends die freie Auswahl zu haben, was man kocht. Während der Tour waren wir ja einmal auf einem Campingplatz, wo es keinen Supermarkt in der Nähe gab. Wir hatten zum Glück nette Nachbarn, die uns Dosensuppen geschenkt haben. Für mich ist hier entscheidend, sich bewusst zu machen, wie gut es uns hier geht, wie bequem wir leben und auch dass Ressourcen nicht immer unbegrenzt zur Verfügung stehen. Das heißt auch, die Klamotten nur zu waschen, wenn es nötig ist und Lebensmittel nicht zu verschwenden sondern gezielt einzukaufen und alles aufzuessen. Klingt vielleicht für manche blöd, aber für mich ist das wichtiger geworden.

Die Bedeutung von Familie und Freundschaften: Nach 9 Wochen „on the road“ kam ich erstmal total glücklich nach Hause und musste alle Eindrücke verarbeiten. Während der Tour habe ich meinen Freund, meine Freunde und meine Familie gar nicht so arg vermisst, schließlich war ich ja unterwegs, jeden Tag woanders und von morgens bis abends komplett beschäftigt, manchmal auch müde und erschöpft. Eure vielen Kommentare, Whatsup-Nachrichten und Mails waren schön und haben dazu geführt, dass wir uns nicht so alleine gefühlt haben. Aber jetzt, wo ich wieder da bin, fällt mir ganz extrem auf, wie schön es ist, wirklich alle wiederzusehen und viele persönliche Gespräche zu führen und gemeinsame Aktivitäten zu machen. Inzwischen habe ich schon viele meiner Freunde gesehen, aber leider einige noch nicht. Und jeder einzelne Freund*in ist mir so krass wichtig und wertvoll. Es ist gut, wieder daheim zu sein und alle wieder zu sehen. Das merkt man erst, wenn man mal länger weg war, glaube ich. Eine echt intensive Erfahrung für die ich sehr dankbar bin.

Ausrichtung auf die Zukunft: Das Jahr ohne Arbeit ist mega schön, ich kann das wirklich jedem nur empfehlen, mal ganz aus dem normalen Joballtag rauszugehen und eine gewisse Zeit, nicht zu arbeiten (muss ja nicht jeder ein ganzes Jahr machen :-)). Ich war gespannt, wie ich darauf reagiere, ohne den Druck jeden Morgen zu einer gewissen Zeit mit dem Job starten zu müssen. Wie ist das so, den ganzen Tag nur selbst zu entscheiden, was man tut (und nicht tut)? Wie ist es denn, wenn man genug Zeit hat, in genau die Länder zu reisen, die man spannend findet? Ich finde das mega schön und bin sehr glücklich über diese wertvolle Zeit. Allerdings stelle ich nach 7 Monaten ohne Beruf auch fest, dass ich mich darauf freue, wieder eine Aufgabe zu haben, die mir wichtig ist, mich ausgüllt und natürlich auch zur Bestreitung meines Lebensunterhaltes beiträgt. Ohne feste Einnahmen zu sein, ist zwar spannend aber auch ein komisches Gefühl und man muss das tatsächlich aushalten können. Ich kann das zwar, aber will es nur begrenzt lange und daher dürft ihr mir gerne die Daumen drücken, dass das aktuelle Jobangebot zustande kommt und ich zum 1.1.2023 wieder arbeiten darf.

Menschen: Während unserer Tour haben wir viele Menschen getroffen und hatten interessante Gespräche. Einige Personen werden mir besonders im Gedächtnisbleiben und ich möchte die Begegnungen ein wenig beschreiben und mir auch präsent behalten.

  1. Am dritten Tag unserer Reise hatten wir einen besonderen Zeltnachbarn. Eddie aus San Francisco reiste mit dem Fahrrad 3 Monate durch Frankreich und Spanien. Wir haben uns über unsere Fahrradtouren, die Ausrüstung etc. unterhalten, er hat u.a. gesagt, dass alles, was aus Deutschland kommt, eine sehr hohe Qualität hat und er es daher bevorzugt auswählt. So z.B. seine Kleidung oder sein Fahrradgangschaltung. Spannend, das von einem Amerikaner zu hören. Abends haben wir uns dann bei einem Rotwein weiter unterhalten und am nächsten Morgen hat er uns für einen Tag in Richtung Biarritz begleitet. Er war total lustig, offen und witzig und so hatten wir lustige und spannende Gespräche. Sein Reisetempo war deutlich langsamer als unseres, darum haben wir uns danach wieder getrennt.
  2. In Bordeaux hat uns Dilara, die Tochter einer Freundin von Liane eine spontane Stadtführung durch Bordeaux gegeben. Sie ist 17, absolviert nach dem Realschulabschluß ein Austauschjahr in Frankreich, kann inzwischen fast perfekt französisch sprechen und war sehr engagiert, uns diese tolle alte Stadt zu zeigen. Merci beaucoup, chere Dilara.
  3. Dann haben wir Besuch von meiner Freundin Birgit aus München bekommen. Sie war beruflich auf einem Kongress in Toulouse und radelte mit ihrem Gravelbike und 1-Frau-Zelt ca. 10 Tage mit uns entlang der französischen Atlantikküste bis in die Bretagne. Wir haben abends immer gemeinsam eingekauft und gekocht und eine Flasche Wein gedrittelt. Es war schön, mit ihr die gemeinsamen Tage zu verbringen.
  4. In Plymouth haben wir am ersten Tag in einem speziellen Fahrrad-Café den Rennradfahrer Jeff kennengelernt. Er hat für uns bei einer Fahrradwerkstatt angerufen und geregelt, dass Lianes Bike eine Schnellreparatur erhalten konnte. Da wir nicht wussten, wo die Werkstatt ist, haben er und sein Kumpel uns dorthin escortiert. Unsere Reise hat er dann auf Instagram und Strava begleitet. Was für eine spontane tolle Unterstützung.
  5. Im Pub am 2. Abend in England durften wir uns zu zwei englischen Pärchen an den Tisch setzen. Das Pub war Samstag Abends sehr gut besucht. Wir haben interessante Gespräche mit den Vieren geführt und danach Nummern ausgetauscht. Zoe ist auch begeisterte Radlerin und wollte viele Details wissen. Es kam heraus, dass Zoe und ihr Mann planten, am 31.7. ebenfalls in Edinbourgh zu sein und wir haben uns verabredet, uns dort wieder zu treffen. Das haben wir dann auch umgesetzt, die beiden haben uns gemeinsam mit ihrer Tochter am Campingplatz besucht und wir waren in einem schönen Café um Tee zu trinken und Scones zu essen.

Letzter Tag 62: Finisher Day 4.432 km done!!! Perth to Edinburgh


Ein super leckeres Frühstücksbuffet stärkt uns für die nun doch noch kommende letzte Etappe. Plus 75km und 900hm,weil wir nicht in den Bus gepasst haben 😂… Aber das Wetter ist heute mit uns, und wir freuen uns, mit dem Rad in Edinburgh einzurollen anstatt dem Bus. Es geht gemütlich aus der Stadt Perth hinaus über einsame Wiesen, Felder und Hügel, nach 50km erreichen wir Inverkeithing, die Stadt an der die drei Brücken über den Firth of Forth führen. Die Eisenbahnbrücke ist die älteste und beeindruckendste der Brücken. Sie ist eine 130 Jahre alte Stahlbrücke mit vier anmutigen Auslegern, auf welche die Querträger aufgelegt sind als Gerberträger. Sie hatte 30 Jahre mit 521m Länge die größte Spannweite aller Brücken weltweit, bis 1920 die Québec-Brücke gebaut wurde. Daneben verlaufen die alte Straßenbrücke aus den 60ern als Hangeseilbrücke und die neuere Autobahnbrücke. Wir nutzen die mittlere, Mary sieht mal wieder nicht, dass der linke Radweg gesperrt ist und die Radler die rechte Seite nehmen sollen, und beschließt die Hauptspur zu nehmen. Da fast kein Verkehr ist, sag ich mal nichts und radel einfach hinterher. Ein Bus hinter uns hupt ungeduldig und wir weichen auf die abgesperrte zweite Spur aus. In der Mitte der Brücke kommt ein blinkendes Wartungsfahrzeug auf uns zu. Die Männer rufen aufgeregt, wir sollen doch den Radweg nehmen, nur in der Mitte der Brücke ist kein Spurwechsel möglich! Mary fährt einfach weiter, und umkehren möchte ich auch nicht mehr. Also rufe ich kurz zu den Männern rüber „Sorry, I can’t hear you!“ und hechte hinter meiner Schwester hinterher🙈… Am Südufer halten wir kurz an um einen älteren Herren zu bitten unser Finisher-Foto zu schießen und er erzählt uns die Geschichte der Brücken und dass es in der Nähe Seerobben, Delfine und Wale zu beobachten gibt. Jetzt geht es noch 15km auf feinstem Gravelbelag entlang des Meeres in die Stadt hinein. Es sieht noch sehr ländlich aus, und wir können gar nicht glauben, dass Edinburgh solch eine große Stadt ist. Der Campingplatz liegt nicht weit vom Meer, und ist ausgebucht. Wir probieren es trotzdem und lassen alle unsere Überredungskünste spielen. Letztendlich lässt uns der freundliche Mann auf der Camperwiese auf der Anhöhe zelten, weit genug entfernt von allen anderen. Welch ein Glück, der andere Campingplatz wäre nochmal 16km weiter gewesen und den Stadthügel hoch. Wie bergig Edinburgh ist, sehen wir bei der Einfahrt in die Altstadt mit dem Doppeldecker. Wir haben noch einen schönen Abend im Pub und einer Event location, die uns ans Oktoberfest erinnert. Aber egal, Frau kommt nur einmal im Leben nach 4.400 km und 35.000 Hm in Edinburgh an!

Tag 61: Banff – Huntly (Huntly -Perth)


Endlich mal eine trockene Nacht. Wir wollen heute früh aufstehen und mit dem Bus nach Edinburgh fahren. Der Bus nimmt aber keine Bikes mit. Blöd. Also müssen wir nach Huntly fahren, weitere 30 km und von dort den Zug oder Coach Bus nehmen, der Räder mitnimmt. Eigentlich wollten wir mal ausruhen, aber 30 km sind okay. Wir kurbeln flott bis Huntly, leider mit Gegenwind aber durch schöne Landschaften. Wieder wie im Odenwald. In Huntly kommt mir die Idee, dass man vom den Einwohnern dieses Dorfes eine tolle Serie drehen könnte. Wer lebt wo, wie, kennt wen und wie sind die Geschichten und Erlebnisse der Leute dort. Es ist eine süsse Kleinstadt, unaufgeregt aber echt hübsch. Auf der Straße sehen wir verschiedene Leute. Ein alter Mann mit Dackel, eine junge Frau in weiß, die Kuchen irgendwo hinbringt, eine ältere Frau in neongelben Jogginganzug, zwei Bauarbeiter, die aus einem alten Gebäude raus kommen und gerade Mittagspause machen und uns sofort grüßen. Es könnte spannend werden. Ein Castle gibt es auch. Der Zug nimmt unsere Bikes nicht mit. Kein Platz. Wir kriegen eine Erstattung für die Zugtickets und fahren mit dem Bus ab Stadtmitte weiter. Dieser bringt uns bis Aberdeen, dort steigen wir um in Richtung Dundee und Perth. Nach endlosen Meilen kommen wir gegen 18h in Perth an. Der Bus nach Edinburgh nimmt wieder keine Räder mit, wir beschließen in Perth zu bleiben. Das Hotel ist super günstig und bietet uns für 67 Euro Bed and Breakfast an. Wir essen im Hotel Restaurant Fish & Chips und Burger und erfahren von unserer lustigen Kellnerin, dass ihre Eltern auf dem Campingplatz in Banff einen Wohnwagen haben und gerade dort sind. Wie lustig.. zum Nachtisch gibt es Fried Oreo Cookies und Straciatellaeis mit belgischen Waffeln.

Eurovelo 60 Elgin – Banff

Die Nacht war wieder mit Beschallung, aber sanftes Prasseln und mit Begleitung vom Rauschen eines Baches, der direkt an uns vorbei fliest. Wie schön. Dennoch stellen wir morgens fest, dass irgendwo Wasser in unser Zelt gelaufen ist. Keine Ahnung, wie das ging, vielleicht war Kermit (so haben wir unser grünes Zelt getauft) noch zu nass vom Vortag, so dass es vom Dach getropft ist. Oder vom der Seite. Wir haben echt die Nase voll von feuchten Zeltnächten. Wir frühstücken, halten mit dem netten WoMo-Nachbar Chris ein Schwätzchen und brechen auf. Chris vermietet sein Haus im Sommer für 2.000 GBP/ Woche und geht mit seinem WoMo und Schäferhündin auf den Zeltplatz. Sehr clever. Der Weg ist anfangs etwas hügelig und wir kommen an der Ruine der Cathedral Elgin vorbei. Sie hatte mal ein riesiges Fenster, das leider jetzt nur noch ein große Öffnung im Stein ist. Es muss echt beeindruckend schön gewesen sein. Das Fenster wurde im 16. Jhd. zerstört. Nach einer Weile löst die Sonne den dunklen Himmel immer mehr ab. Wir kommen über ein Eisenbahn-Viadukt über den Fluss Spey und Sumpflandschaften Richtung Meer nach Portgordon, kaufen in einem Fischladen geräucherten Lachs und Makrele und machen ein Picknick im alten Hafen. Leider wurden sehr viele tote Seevögel an den Strand gespült, wir erfahren später, dass sie wohl Opfer der Vogelgrippe geworden sind.
Weiter gehts durch wunderschöne Seedörfer Buckie, Findochty und Port Knockie nach Cullen und in die alte Hafenstadt Portsoy. Dort machen wir in einem Café in einen sehr alten Steinhaus am Hafen eine Pause. Der Inhaber erzählt uns die Geschichte des Hauses. Es hat Seekaufleuten, Piraten und Seefahrern gehört und wurde aus einem alten Segelschiff gebaut, was man an den alten Balken erkennen kann. Das Wasser im Hafen schimmert türkis, plötzlich ist hier ein wunderschöner Sommertag. Krass wie schnell das Wetter hier wechselt. Wir sind sehr happy darüber. Weiter gehts durch die Felder nach Banff, wo wir am Meer entlang geleitet werden. Unser Radweg geht direkt durch einen Zeltplatz, wo wir am Meer unser Zelt aufbauen. Liane geht mit ihrer Isomatte noch in den hohen Wellen am Sandstrand surfen. Die Iso ist gar nicht mal ungeeignet. Ich drehe einen Film davon.




Eurovelo 59 Inverness – Elgin (von Mini) 🦉


Zum Glück durften wir mal wieder in einem Haus schlafen. Das Foyer war echt schick. Unser Zimmer eher so naja. Stockbetten! 🙊Ich durfte mit Mary oben schlafen. Dann kamen noch andere Mädchen dazu, die auch bei uns schlafen wollten. Ich war echt etwas überrascht, dass Li und Mary sich das geben wollen. Aber sie waren sehr nett, haben kaum was geredet und waren früh im Bett und haben sich still mit ihren Handys beschäftigt. Eine der Mädels war Kanadierin, drei Monate unterwegs. Mary fragt ja immer alle aus.. 😀
Das Frühstück war lecker. Wir haben uns von Verena verabschiedet, die mit dem Zug und der Fähre heimfährt. Krasse 18 Stunden Fähre und von den tausend Zugstunden will ich gar nicht reden.
Die Mädels sind dann weiter durch die Felder geflogen, mit Rückenwind meistens. Ich wurde nur mal wach als wir uns einen Steinkreis angeschaut haben und mit einem Archäologen aus D. geredet haben. Er hatte auch Tiere an seinem Rucksack und meinte, wir Tiere hätten schon in der Antike die Dämonen abgewehrt ☺️😕. Gut, wenn er meint….Leider hab ich vergessen, wie wir früher bezeichnet wurden.
Als ich wieder wach wurde, hatten sich die Mädels für ein Whiskey Tasting in der Distillery Benromach angemeldet. Der Führer war klasse und hat total gut erklärt, wie der Whisky hergestellt wird. Man braucht Gerste, Torf und Hefe. Danach war Mary etwas müde, musste aber noch 20 km weiterfahren. Tja, selbst schuld…Es war aber kein Verkehr. Der Campingplatz lag am Fluss, war hübsch. Mary hatte beim späteren Einkauf in Elgin noch eine extra Dusche und war total angepisst. Nachts war’s nass und kalt. Wir haben keine Lust mehr auf dieses K…ckwetter. Total ätzend, auch für Eulenküken.

Eurovelo Tag 58 – Craggie über Loch Ness nach Inverness


Es hat den ganzen Morgen geregnet, zum Glück hatten wir das Brot geschenkt bekommen von der Campingplatzbetreiberin. Wir dürfen auch bleiben solange wir wollen. Also Musikbox an und 80er hits hören, bloggen und Morgenschläfchen. Um 12h wird es langsam heller und wir versuchen das Zelt zu trocknen. Um 13h sind wir soweit, jetzt müssen wir auch wirklich los, weil das ganze Essen weg ist. Auf zum Loch Ness! Es geht auf dem 3-Löcher-Radweg hinüber, nur fängt es doch nach 5 Minuten auf dem Rad schon wieder an! Im Wald finden wir Blaubeeren, zum Glück, der Supermarkt unterwegs war geschlossen. Im strömenden Regen kommen wir völlig durchnässt bei Nessie an. Schnell ins Pup in dem Örtchen Dores, doch das hat heute Ruhetag! Im Garten ist ein Bereich überdacht, dort ziehen wir was trockenes an und holen an einem Kaffeeständchen einen Kaffee, zum Essen gibt es nur kaltes Schokoeis🙈. Aber besser als gar nichts. Dort treffen wir auch Verena, eine Berlinerin, die mit ihrem Gravelbike ebenfalls den See besucht. Sie war 3 Wochen auf den äußeren Hebriden unterwegs, sozusagen Inselhopping im ganz westlichen Schottland. Sie hat viel zu erzählen und wir träumen von weiteren Bikepacking-Touren. Es hört sich sehr einsam und auch sehr fordernd an, dort gibt es nicht überall eine Einkaufsmöglichkeit. Wir beschließen Verena nach Inverness zu begleiten, wo wir ebenfalls im Youthhostel einziehen, ein 5 er-Zimmer ist noch frei. Da wir den ganzen Tag noch nichts ordentliches zum Essen hatten gehen wir alle drei zusammen ins Pub. Es gibt gebackenen Blumenkohl, Burger und Lachsfilet.

Tag 56 (Grandtully – Newtonmore) und 57 (Newtonmore – Craggie)


Schon wieder Drizzle, langsam reicht es uns! Kann doch auch einfach mal nur nachts regnen und am Morgen die Sonne scheinen mit 20 Grad. Mehr braucht man doch gar nicht… Aber hilft nichts, wir müssen weiter. Der Radweg bringt uns an Ein Visitorcenter, dort gibt es immer was leckeres zu Essen und heißen Tee. Zudem haben sich ein paar Soldaten von den Schottland-England Kriegen in die heutige Welt gebeamt und geben bereitwillig Auskunft über ihre Ausrüstung. Das interessiert Bikepacker natürlich, sie hatten auch Zelte, Proviantdosen, Helme,
Hilfesets und Besteck dabei. Trockenbleiben war auch damals sehr wichtig. Die Waffen, eine Handbombe mit Zeitzünder, brauchen wir heute zum Glück nicht mehr. Ein paar der schottischen Jungs von damals tragen beige Kilts, die Englander sind in sehr auffällige rote Mäntel gehüllt und haben Wollhosen an. Merino war wohl auch damals schon gefragt. Dann kommen wir am Blair Castle vorbei, einem riesigen weißen Herrenhaus. Davor haben die Pfadfinder ihr großes Get-together, es wird sogar Dudelsack in schottischer Tracht gespielt. Dann fahren wir gemütlich einen Pass hoch, leider immer neben der Autobahn. Dafür haben wir die alte Passstraße ganz für uns alleine. Die letzten km bis zum Campingplatz rollen wir mit bestem Rückenwind superflott bergab. Zum Abendessen lassen wir uns von einem weiteren Gast in die Stadt mitnehmen, man könnte es auch Trampen nennen. Aber 6km hin und zurück zum Pub sind uns dann doch zu weit für einen Abendspaziergang.

Tag 57:

Es hat die ganze Nacht geprasselt. Langsam gewöhnt man sich an das Geräusch als Einschlafhilfe. Der Rückweg vom Restaurant gestern Abend war lang, 6km. Zum Glück ohne Regen, genau für dieses Stündchen hat es aufgehört. Heute soll es bis 12h trocken bleiben, also früh los. Um 8:45h sind wir auf den Rädern, muss man erst mal schaffen. Der Weg beginnt mit ACDC gegen den jetzt schon einsetzenden Regen. Als dann Modern Talking erklingt, verziehen sich die Wolken 😂. Es geht auf wunderschöner Highlandstrecke auf und ab. Mary bekommt aufeinmal einen Flow und fliegt davon. Ich bekomme eine Nachricht von ihr: „Hab einen Rush, sorry!“ weil ich sie noch nicht mal mehr in der Ferne sehen kann. Egal, irgendwann muss jeder mal für Königstiger, ich hol sie schon wieder ein. Mittagessen gibt’s in einer Bushaltestelle, gut geschützt mit Glaswänden gegen den Drizzle. Dann noch schnell zur alten Brücke in Carrbridge (s.u., sind da wirklich mal Autos drüber gefahren?) und über den Pass. Bis nach Inverness wollen wir heute nicht, um 13 30h ist heute nach 80km Feierabend! Der Campingplatz bietet uns Unterschlupf und als wir gerade aufgebaut haben, fängt es wieder an!

Tag 55: Aberfoyle – Grandtully


Wir starten morgens im leichten Niesel. Es geht in die Berge, schöne Strecke, alle Trails auf Schotter. Wir kommen sofort ins schwitzen und werden belohnt mit flowigen Abfahrten zum Loch Drunkie. Der zweite See Loch Venachar folgt prompt, man darf hier auch im Wald zelten (mit Anmeldung). Schön einsam ist es hier, waldig und alles vermoost. Nach 30 km machen wir Pause in einem Mountain Resort, natürlich mit Tee & Scones und haben ein nettes Gespräch mit Jack Black, dem Ranger&Hausmeister. Er findet es lustig, dass wir schon ein wenig schottisch sprechen können und wir lachen alle zusammen. Weiter gehts zum Loch Lubnaig , über das Glen Ogle Viadukt auf einer alten Bahntrasse nach Kilin. Hier ist eine uralte Steinbrücke mit vielen Felsen im Fluss. Da es nieselt und wir Hunger haben, suchen wir uns ein Restaurant und bestellen Cullen Skink (eine einheimische Suppe mit Schellfisch, Kartoffeln und Lauch), übersetzt heißt es aber irgendwas mit Salamander Keule🙈. War lecker. Weiter gehts am Loch Tay bis Aberfoyle. Hier wollten wir eigentlich übernachten, aber die blöde Rezeptionistin schickt uns wieder weg, es wäre nichts mehr frei. Hartnäckigkeit hilft nicht, sie ist sehr unfreundlich und wir müssen nach fast 100 km noch weiter fahren. Leider bedeutet das auch, dass wir die lokale Distillery nicht besuchen können. Liane findet aber schnell einen weiteren Platz, nur 8 km entfernt und zum Glück bergab. Nach 1.300 Höhenmeter sind wir nämlich ganzschön platt heute. Der neue Platz in Grandtully ist viel schöner, authentischer und wir haben nette Nachbarn (schottische Pfadfinder, Holländische fahrradaffine Familie und deutsche Wo-Mo-Camper, die unsere Powerbank aufladen.). Also mal wieder vom Zufall geleitet am richtigen Ort gelandet. Manche Sachen sollen einfach nicht sein. Merkt man aber immer erst hinterher. 😀

Tag 54: Glasgow – Aberfoyle


Durch die Innenstadt rollen wir in westlicher Richtung heraus. Der Radweg verdient den Namen wieder. Gestern war es mega holprig auf den Straßen. Am Fluss Clyde gehts in schöner Landschaft entlang Richtung Meer nach Dumbarton. Dort biegen wir rechts ab und folgen dem Fluss Leven bis zum Loch Lomond. An einem Kiosk trinken wir einen Flat White und sprechen mit 2 Glasgower Bikern, die der Eintracht total dankbar sind, die Glasgow Rangers am 18. Mai im Europa Leaque Finale besiegt zu haben. Der Grund dafür? Sie sind Celtic Fans und hassen die Rangers. Aha! 😆
Weiter gehts zum Loch, einem kleinen Schloss, an einem Walled Garden vorbei und dann durch die Felder nach Aberfoyle. Zum Schluss mit fordernden Anstiegen. Der Campingplatz ist sehr hübsch, unser Zelt darf in der Sonne Platz nehmen. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße und Redwine. Glücklicherweise war kurz vorm Camp noch einen Mini-Shop im Dorf.

Tag 53: Glasgow


Nach einem Frühstück in Brians edlem Ess-Salon geht’s in die City von Glasgow. Erst zur Kathedrale St. Mungo und dem umliegenden Friedhof, der auf einem Hügel liegt. Echt sehenswert, wollten wir fast weglassen. Dann ins Kelvingrove Art Museum (kostenloser Eintritt, innen sogar mit rührendem Orgelkonzert) und zur uralten riesigen Universität. Danach stärken wir uns in einem Uni-Café mit leckerem indischen Essen. Zurück fahren wir mit der U-Bahn, die sich wie eine Plastik-Spielzeugbahn durch die Tunnel schlängelt. Brians Haus ist wunderschön. Seine Dogs sind gut erzogen und flitzen beim Wort Katze wie verrückt durch den Garten. Für die Räder haben wir heute morgen ein Wellness Treatment gebucht: neue Bremsen, Schaltung etc. Shawn ’s Bikeshop ist schnell, günstig und empfehlenswert.
Abends laufen wir noch in den Park und picknicken auf einer Bank in der Abendsonne. Der schottische Akzent verlangt uns viel ab, wir müssen uns sehr beherrschen, nicht laut loszulachen, wenn wir ihn hören. Es klingt sehr fremdländisch fast wie Norwegisch kombiniert mit indischem English. Das R wird stark gerollt, das T betont und hinter den Satz kommt ein Ay… 😂🤪

« Ältere Beiträge

© 2025 Bergfohlen

Theme von Anders NorénHoch ↑