Heute schreibt die Zwillingsschwester den Blog…müssen ja die Arbeit aufteilen. Die erste Nacht im Zelt war ok. Es hat nur bis 13 Grad abgekühlt, Mary muss also ihren “Minusgrade“-Schlafsack nicht voll ausnutzen. Sie liegt aber trotzdem voll eingemummelt neben mir. Schlafgeräusche höre ich nicht, also sehr ruhig auf dem Platz. Sind aber auch die einzigen Camper, sonst nur feste Mobile. Frühstück gibt´s im Bett, Weißbrot mit Käse und Ceranoschinken. Mary überredet mich die quietschende Bremse von Möhrchen (mein oranges Gravelbike) zu checken, weil die beim Schieben extrem quietscht. Als die Vorderradbremse total aus- und wieder eingebaut ist, stellen wir fest, dass es die Hinterradbremse ist! Oh man! Da wir kein Bock haben, dass Prozedere zu wiederholen, drückt Mary nur mal kurz drauf, und siehe da, es hört auf zu quietschen!
Die heutige Tour startet mit einem fiesen Anstieg, dann versucht ein älterer Herr mit uns im nächsten Dorf zu erzählen, er kann nur Spanisch, merkt aber nicht, dass wir nur ein bisschen verstehen. Er fragt uns, warum wir nicht den Zug nehmen, ist doch viel leichter…als wir dann gleich darauf Anstiege von über 21% haben, verstehen wir ihn. Aber wir sind halt “Animales“, wie uns die Bauarbeiter zurufen, die am Wegesrand stehen. Die weitere Komootplanung wird ausgeschlagen, es geht einfach nicht, mit dem ganzen Gepäck Moutainbikewege in der Pampa mit der Steigung zu fahren, es wird jetzt auf Rennrad-Profil umgestellt. Das führt uns auch zum hübschen Städtchen Getaria, wo wir auf einer Terrasse Kaffee trinken und zu cooler Musik aufs Meer schauen. Ein Rennradler begleitet uns ein Stück, er ist aus Frankreich und fährt in 10 Tagen von Bilbao nach Lyon zurück, nur etwas schneller als wir und ohne Zelt. Dann überredet uns Komoot doch wieder die Route zu verlassen und lockt uns ins Gelände. Eine Dame, die wir treffen, versucht uns vor einem steinigen Weg zur retten und schickt uns auf einen ihr bekannten Weg. Nur wird dieser ein immer dichter bewachsenen Dornenweg, der schließlich in den schönsten Sumpfpflanzen endet (siehe Foto unten)…Wahrscheinlich war sie dort in den letzten 20 Jahren nicht mehr.
Lustigerweise kommen wir dann auf den Jakobsweg und finden ein Ständchen für Pilger, wo diese für eine kleine Spende Essen bekommen. Wir fühlen uns auch als Pilger, schließlich haben wir alle das gleiche Ziel, dem Alltag entfliehen und ein wenig zur Ruhe kommen.
Der heutige Campingplatz Igeldo liegt kurz vor San Sebastian, wir haben eine riesige Sonnenterrasse ganz für uns alleine, probieren unsere Outdoordusche aus und hören 80er Hits beim Sonnenbaden auf der Wiese… So kann es weiter gehen!
Nach einem ausgiebigen Stadtbummel durch die Altstadt mit Tapas auf der Plaza Nueva und einem kurzem Besuch beim Guggenheim Museum (war leider schon zu, geniale Lage am Flussufer mit glitzernder Fassade, die an ein Schiff erinnert) genießen wir die letzte Nacht in einem Bett. Ab Morgen zelten wir. Das Frühstück ist lecker, wir sprechen mit einem holländischen Pärchen, das den Camino von Irun bis Bilbao gelaufen ist. Schnell sind die Räder aufgesattelt und wir verlassen die Altstadt, kommen via Gewerbegebiet in die Vororte. Dann wird es idyllisch und wir kommen in die waldigen grünen Hügel östlich von Bilbao. Der Spaß endet, als unser Routenplaner Komoot uns einen schmalen Trail in die Wildnis hochschickt. Fahren unmöglich, so verwildert ist es hier. Wir schieben die Drahtesel mühsam und schimpfend den felsigen Pfad nach oben. Das kostet Kraft, ausgerechnet an einem Tag, der mit 1.300 Höhenmetern eh schon sehr herausfordernd geplant ist. Nach 2 km Schieben ist wieder Fahren möglich, doch Schlammlöcher stoppen uns und mein Schuh wird nass. Endlich gelangen wir wieder auf einen Karrenweg und verlassen erleichtert den Bergwald. Ich beschließe umzuplanen auf Rennrad-Wege, das ist mir sicherer. Endlich sind wir oben auf einer einsamen Asphaltstraße mit herrlicher Aussicht auf die umliegenden Wälder und Berge. Viele Rennradfahrer sind am Sonntag hier unterwegs, alle grüßen. Wir passieren Munitibar, Aulesti und gelangen in Lekeitio ans Meer. Nach einer Eispause gehts auf der schattigen Küstenstrasse nach Ondorroa, wo wir am sandigen Strand ins Meer abkühlen und in der Sonne erholen. Zum Campingplatz Gabona sind es nur noch 3 km, am Wegesrand wachsen Walderdbeeren. Heute 78 km und 1.225 Hm.
Die Gegend hier erinnert uns an die Schweiz, es ist sehr ruhig und grün. Wir bauen unser Zelt auf und genießen auf der Terrasse der Rezeption ein Steak mit Pommes und Bier. Von hier oben hat man sogar Meerblick. Uns geht´s richtig gut. Wir sind happy endlich gemeinsam unterwegs zu sein.
Endlich! Heute startet unser langersehnter Biketrip EUROVELO ATLANTIC COAST ROUTE von Bilbao nach Edinborough. Ich bin als Zwilling unterwegs und werde die nächsten 9 Wochen von meiner Zwillingsschwester Liane begleitet. Da sie den Biketrip durch Europa schon seit Jahren plant, war sie megahappy, dass ich dieses Jahr Zeit habe und mit ihr reisen und biken möchte. Als Zwillinge sind wir natürlich sehr kompatibel und haben selten Abstimmungsprobleme. Wir zelten, das war klar. Eigentlich wollten wir in Norwegen starten und gegen Süden bis Portugal fahren. Doch da es jetzt Ende Mai losgeht, macht ein Start im Süden mehr Sinn. Der Eurovelo verläuft immer an der Alantikküste entlang von Spanien, Frankreich, Südengland, Wales über Irland bis Schottland und Norwegen. Die Fährverbindungen liegen direkt an den Routen. Wir planen ca. 4.700 km bis Schottland. Am 31. Juli fliegen wir von Edinburgh nach Hause.
Die Lufthansa fliegt uns und unsere Bikes nach Bilbao. Leider mit mehr Stress als angenommen. Der Flieger wurde verkleinert, daher wollten sie zunächst nur ein Fahrrad annehmen. Für beide Bikes hatten wir eine Bestätigung für die Mitnahme als Sperrgepäck. Auch Lianes Powerbank war anfangs zu groß. Aber nach mehrmaligen Nachfragen beim Check-In ging es dann trotzdem. Im Flieger stoßen wir mit einem leckeren Riesling-Sekt auf die Reise an. Am Flughafen von Bilbao läuft alles perfekt, die Räder kommen sofort an einem Sonderband an und wir bauen sie schnell zusammen. Die Kisten lassen wir frecherweise einfach neben einem Mülleimer am Taxistand stehen. Wir bitten um Verzeihung, lieber Aeroporte Bilbao. Bis in die Altstadt von Bilbao sind es nur 11km. Unsere Bikes dürfen auch mit aufs Zimmer.
Ein Bike-Mosel-Eifel-Wochenende ist geplant. Am Freitag Nachmittag starten Dani und ich um 15h von Mainz am rheinhessischen Rheinufer entlang nach Trechtingshausen bei Bingen. Unser Ziel ist die sehr gute erhaltene Burg Reichenstein, die oberhalb des Rheintals thront. Nach 40 km erwartet uns ein wunderbar renoviertes Burghotel mit gratis Museumsbesuch. Reichenstein ist wirklich sehenswert, ein schöner Ausblick auf die Weinberge des Mittelrheintals. Abendessen und Frühstück genießen wir bei herrlichem Wetter auf der Terrasse.
Am nächsten Morgen heißt es Höhenmeter einsammeln. Wir verlassen das Rheintal und biegen nach links über das Heimbachtal ab in den östlichen Hunsrück. Auf einer einsamen Asphaltstraße geht sanft bergauf bis wir auf ca. 400 m Höhe den Kamm erreichen. Wir passieren Rheinböllen und Simmern, es ist wenig Verkehr und pausieren an einem kleinem Kirchlein mit Blick über die grünen Hügel. Eine wunderschöne Strecke führt hinter Peterswald durch das Altlayer-Bachtal hinab direkt nach Zell an der Mosel und entschädigt uns tausendfach für die vielen Höhenmeter in der Mittagshitze. Über uns kreuzt eine Adlerfamilie, der Ginster blüht auf den Felsen. Im mittelalterlichen Weindorf Zell empfängt uns die “Schwarze Katz“ und die gemütliche Altstadt. Wir fahren moselabwärts via Neef (mit Kuchenpause im Café zur blauen Traube und Badestop in Nehren) an der berühmten Weinlage Calmont vorbei bis Mesenich, wo wir ein Zimmer in der Pension am Weinberg gebucht haben. Der Stadtrundgang dort überrascht mit vielen Details zur Vergangenheit des Dörfchens. Der ältere Gastgeber ist sehr freundlich und wir haben ein gemütliches Zimmer. Abends kehren wir in die Dorfgaststätte Serwazi-Zensen ein und testen den hiesigen Riesling. Insgesamt 87 km und 950Hm.
Beim Frühstück werden wir aufgefordert soviel wie möglich zu essen und dürfen uns auch was mitnehmen. Die Bikes haben in einer alten Scheune übernachtet, der Wirt zeigt uns sein altes Peugeot-Rennrad. Weiter geht es an der Mosel an Cochem vorbei bis Müden, wo wir den Aufstieg zur Burg Eltz wagen. Die Wein-Terrassen gehen in ein Wäldchen über, die asphaltierte Straße endet, Komoot leitet uns über die Gravelstrecke auf einen schmalen Wanderweg zur Burg Eltz. Eine geniale Aussicht auf die Burg erwartet uns, doch der unbefestigte Wandersteig wird zur Herausforderung. Wir müssen die Bikes über den steilen Abhang schieben und über alte Baumstämme tragen bis wir endlich unten am Eltzbach, der die Burg umrundet, stehen. Nach dem Aufstieg über die steilen Steintreppen dürfen wir den weltberühmten Blick über die alte Steinbrücke auf die hohe Burg genießen. Viele Besucher aus der ganzen Welt sind da. Wir holen uns Tickets, schließen die Räder hinter dem Einlass ab und besuchen die Schatzkammer. Für die Führung fehlt leider die Zeit, doch diese wäre mit den Tickets auch zukünftig noch einlösbar. Steil bergauf verlassen wir das Burggelände und fahren in die Vulkaneifel. Dani zählt sofort 7 Vulkane am Horizont. Mit vielen, teils recht steilen Anstiegen fahren wir in westlicher Richtung über die Felder bis Monreal, welches alz eins der schönsten Städtchen von RLP bezeichnet wird. Im Café der Altstadt tanken wir uns mit Erdbeerkuchen, Kaffee und Apfelschorle auf. Weiter via Mayen (schöner Marktplatz) erreichen wir nach 80 km und 1.300 Hm das Kloster Maria Laach am Laacher See, einem Vulkankratersee. Das Seehotel ist wunderschön, mit Terrasse und hübschen, modernen Zimmern. Wir machen einen Spaziergang zum Vulkansee und suchen die Badestelle, die etwa 2 km entfernt am Campingplatz liegt. Nach der Hitze sind wir dankbar für eine Abkühlung. Zum Abendessen auf der Hotelterrasse bestellen wir Vulkansee-Felchen mit Kartoffelpüree und einen frischen Pinot Blanc de Noirs.
Am Montag steht die Heimfahrt auf dem Programm. Eigentlich hätten wir noch gerne den Geysir von Andernach besucht, doch dauern die Fahrten mit Boot über den Rhein zum Geysir ca. 3 Stunden, was leider nicht im Zeitplan liegt. So fahren wir direkt nach Andernach und von dort am Rheinufer weiter zum Deutschen Eck nach Koblenz. Es ist spannend das Rheinufer kennenzulernen. Andernach überrascht mit einer hübschen Altstadt und Burgruine. In Koblenz legen wir nach 40 km eine Pause in einem Biergarten am Rhein mit Eisbecher ein. Das Wetter heute ist sehr drückend und schwül. Da es immer windiger wird und sich Gewitter ankündigen, lassen wir die geplante Bergetappe von Lahnstein auf dem Rheinhöhenweg nach Braubach lieber weg. Im Rheintal drücken uns starke Winde voran, aber immer wieder bauscht sich auch heftiger Gegenwind sobald man um eine Bergkuppe herumkommt auf. Eine interessante Windkomposition. Wir nehmen die Fähre von St. Goarshausen nach St. Goar und fahren weiter via Oberwesel nach Bacharach. Der Himmel verdeckt sich, aber es bleibt trocken. Der Zug bringt uns innerhalb von 2 Stunden von Bacharach via Bingen, Mainz nach Frankfurt bzw. Darmstadt zurück.
94 km und 250 Hm. Obwohl es heute kaum Bergauf-Meter waren, hat sich für mich diese Etappe am anstrengendsten angefühlt. Ich denke, neben der schwülen Hitze sind die Höhenmeter der beiden vorhergehenden Tage sind die Ursache :-). Eine wunderschöne Tour mit insgesamt rund 300 km haben wir in den vergangen vier Tagen verbracht, tolle Wegeindrücke, eine abwechslungsreiche Natur und ziemlich viel Historie haben uns begleitet. Ich persönlich finde es viel spannender nicht nur an der Mosel oder am Rhein zu fahren, sondern auch das hügelige Umland von Hunsrück und Mosel zu berücksichtigen, da es auch eine sehr interessante Abwechslung bietet und nicht so überlaufen ist.
Wer kennt nicht diesen Blick? Endlich war ich mal da!Das Kloster Maria Laach, auch eine sehr interessante Lage am VulkankraterseeNahemündung BingenBurg ReichensteinSamstags-Frühstück auf der Burg ReichensteinRapsfelder oberhalb des HeimbachtalsBikerinnen mit der Zeller Schwarz Katz 🙂MoseleindrückeMonrealCochem