my story 2022

Monat: Januar 2022

Entlang des 1000-Meter-Wegs (Zuflucht-Schliffkopf-Ruhestein)

An meinem letzten Tag im Schwarzwald möchte ich das schöne Wetter maximal nutzen. Ich bekomme im Schaukelpferd, wo ich gestern Abend Essen war, den Tipp entlang des 1000-Meter-Wegs zu laufen. Via Freudenstadt, vorbei am Kniebis erreiche ich den unter der Woche verlassenen Skilift Zuflucht und stelle mein Auto dort ab. Die Loipe finde ich nicht sofort sondern laufe erst am Skihang vorbei, dann quer durch ein Wäldchen bergab und erreiche die quer verlaufende Loipe. Sie führt mich abwärts am Westhang des Schwarzwaldes in in Richtung Norden mit genialen Aussichten auf die Wolken in der Ebene. Tief verschneite Wege, Lichtungen und Wälder. Die Sonne strahlt mich an, es geht ordentlich bergab und auf der schon etwas vereisten Loipe muss ich meine Geschwindigkeit ein wenig bremsen. Schnell und nach ordentlichem Anstieg erreiche ich nach ca. 7 km den Schliffkopf. Hier ist schon mehr los, viele Wanderer genießen die Aussicht und teilen sich rücksichtsvoll mit den eher wenigen klassischen Langläufern und Skatern den perfekt geloipten Höhenweg. Mein Ziel der Ruhestein sollen noch ca. 5 km entfernt sein. Da der Weg aber nicht direkt über den Melkereikopf geht, sondern in einem Bogen dran vorbei erreiche ich den Ruhestein erst nach weiteren 8 km. Glitzernde Eiszapfen hängen an den Felsen. Am Ruhestein sportlicher Skibetrieb. In der Hütte bestelle ich mir eine hausgemachte Maultaschensuppe. Ein älterer Herr lässt sich an meinem Tisch nieder und wir kommen ins Gespräch. Er war früher Tennisspieler, jetzt wandert er. Mit dem Bus ist er von Baden Baden hochgefahren und kennt sich sehr gut hier oben aus. Seine Restaurantstipps reichen für die nächsten Urlaube hier oben sicher aus: Hotel Engel in Obertal – Ziegenkäse mit Walnusskruste und Apfel-Kompott…

Da der Bus erst um halb drei zurückfährt, entscheide ich mich, den Rückweg auch noch mit den Skiern zu machen, obwohl ich weiß, dass insgesamt ca. 30 km Langlaufstrecke hart werden können. Die Eiszapfen spenden mir eine kleine Erfrischung und ich schiebe mich langsam weiter bergauf. Es ist eigentlich nicht so anstrengend aber die sehr monotone Bewegung verlangt den Oberschenkelmuskeln und der Hüftbeugung schon einiges ab, so dass ich doch richtig gefordert werde und kämpfen muss. Schließlich schaue ich auch noch einem anderen Langläufer hinterher und falle dann über meinen eigenen Stock nach vorne, natürlich auf die Knie. Das war schmerzhaft und ein Zeichen für eine Pause. Dennoch, die schöne Aussicht und das Wetter motivieren mich, weiter zu fahren und die Bergab-Abschnitte sind zwar fast zu schnell aber ersparen mir viel Kraft. Zum Ende steigt der Nebel aus dem Tal hoch, wir liegen in den Wolken. Da es nicht mehr weit ist und die Sicht ständig wechselt von total neblig zu leichtem Sonnenlichteinfall ist es allerdings auch schön abwechslungsreich und etwas mystisch. Mit letzter Energie erreiche ich durch den Wald meinen Parkplatz.

Fast 500 Höhenmeter und 30km stellen für mich vermutlich einen Langlauf-Streckenrekord dar. Zum Glück habe ich noch heißen Tee und ein paar Snacks im Auto. Happy und müde trete ich den Heimweg nach Frankfurt an. Natürlich gibt es noch einen Zwischenstopp am Seibelseckle, wo ich einen heißen Kakao und ein Stückchen Käsekirschstreuselkuchen verzehre. Auf der kurvigen Schwarzwaldhochstraße herrscht sehr dichter Nebel, so dass die Rückfahrt zu einem kleinen Abenteuer wird. Via Bühlertal erreiche ich die A5 und bin 2 Stunden wieder zuhause.

Langlaufen in Kaltenbronn

Heute Morgen starte ich um 9:30 am Hochmoor Kaltenbronn auf etwa 935 m Höhe. Der Parkplatz ist noch recht leer. Die Loipe führt ca. 8 km eher bergab und etwas vereist zur Grünhütte, welche auf einer Lichtung in der Sonne liegt. Nach einer Capucchino-Pause geht es wieder zurück durch das Hochmoor mit einem schönen Blick auf die Wälder. Die Loipen sind zwar etwas belebter jetzt aber durchaus noch angenehm. Mit dem Auto fahre ich zurück über die Höhenstraßen durch Reichental und dann durch das hübsche Murgtal bergauf an überdachten Holzbrücken vorbei Richtung Baiersbronn. Dort mache ich noch einen Spaziergang auf den Rinkenkopf, der meinen müden Langlaufbeinen ziemlich gut tut. Die Belastung ist für ungeübte Läufer doch etwas einseitig, aber ich finde die Dehnung des Hüftbeugers beim Gleiten ziemlich angenehm. In der Sattlerhütte finde ich noch einen Platz und bestelle einen Salat mit Forellenfilets und ofenfrischem Roggenbrot. Mit meinen Tischnachbarn komme ich ins Gespräch und erhalte wertvolle Tipps für meine geplante Namibia-Reise.

Winterwonderland Nordschwarzwald

Da ich vergangenes Jahr keine Chance auf eine frisch gespurte, sonnige Loipe bekommen habe, will ich die Chance darauf, mir dieses Jahr nicht entgehen lassen. Der Wetterbericht für den Nordschwarzwald könnte von Montag bis Mittwoch nicht besser werden. Blauer Himmel und 9 Sonnenstunden sind angesagt. Ich suche mir ein nettes Hotel in Baiersbronn und buche kurzentschlossen für 2 Nächte das Hotel Petra in Baiersbronn. Das liegt in der Mitte des Hochschwarzwaldes, ca. 7 km von Freundenstadt. Mit dem Auto sind es nur 2 Stunden Fahrt von Frankfurt aus. Die Fahrt raus aus dem Nebel in die tief verschneite Winterlandschaft ist atemberaubend. Die Schwarzwaldhöhenstraße ist gut befahrbar und ich staune über die Schneemassen hier oben. Die Tannen sind tief verschneit, was für eine Landschaft. Um 11:00h stehe ich auf dem Winterparkplatz Seibelseckle. Hier ist sogar eine Skipiste, gar nicht mal unerheblich. Aber ich habe Langlaufen im Sinne und suche den Einstieg in die Schwarzkopfloipe, die mir von freundlichen Gleichgesinnten sofort aufgezeigt wird. Es ist wenig los und schon bin ich im Wintermärchen. Die ersten paar Kilometer geht es auf der Ostseite recht schattig leicht bergauf, immer wieder weite Aussichten auf den tief verschneiten Schwarzwald und dessen Hügel. Die erste Runde ist eine rote Abfahrt, diese führt mich leider nicht zur Darmstädter Hütte, sondern zurück zum Parkplatz, also drehe ich die Runde noch ein mal und komme dann über die schwarze Gaiskopfspur bergauf zur Darmstädter Hütte. Hier oben hat man eine mega Fernsicht, Richtung Süden. Die urige Hütte mit den rot-weiß schräg gestreiften Fensterlädchen hat einen Außenausschank und man sitzt gemütlich auf Holzbänken in der Sonne. Zum Mittagessen hole ich mir eine Erbsensuppe und ein alkoholfreies Weizen. Nach 11 km Langlaufen brauche ich dringend Flüssigkeiten. Die Ruhe und Sonne hier oben gefallen mir. Danach geht es auf der Sonnenseite wieder abwärts zurück zum Parkplatz. Insgesamt 16 km am ersten Tag. An der Hütte am Parkplatz hole ich mir eine heiße Schokolade und komme mit den anderen Langläufern ins Gespräch. Ein Baden Badener mit seinem thailändischen Freund sind auch schwer begeistert vom heutigen Tag. Sie machen Tagesausflüge hierauf. Mit einem Spaziergang um den naheliegenden Mummelsee und einem wunderschönen Ausblick ins Badische (=Rheinebene) schließe ich den aktiven Tagespart ab und fahre ins Tal nach Baiersbronn hinab. Nach ca. 25 Min. checke ich ins neu renovierte, gemütliche Hotel ein. Das Zimmer ist großzügig mit Sitzecke, Balkon, schickem Bad und hellen Möbeln. Warme und kalte Getränke sind sogar im Preis inbegriffen, wie nett. Zum Abendessen folge ich einer Empfehlung und gehe ins Schaukelpferd, dort gibt es leckere Salate und belegte Fladenbrote. Ich werde freundlich bedient und interessiert befragt, ob ich hier Urlaub mache und wo ich herkomme. Alleine reisen ist intensiv, erholsam und spannend, ich fühle mich eigentlich auch gar nicht allein. Im Gegenteil, überall bekommt man schnell Kontakt und führt dann interessante Gespräche.

Bastelei an meiner Homepage

Den heutigen eher grauen Frankfurter Sonntag habe ich genutzt um einen langen Spaziergang in den Stadtwald zu machen und um meine Homepage zu optimieren. Ich wollte ermöglichen, neue Beiträge automatisch als Newsletter per Email zu erhalten. Dies funktioniert über widgets (alles neue Wörter für mich…). Mal schauen ob es funktioniert.

Versailles mit dem Rad

Mein letzter Tag bricht an, das Wetter soll heute schön werden. Mit einem Baguette traditionelle vom Bäcker nebenan, verschiedenen Käsesorten, Tomaten und Kaffee starte ich. Es war nicht so leicht, zu planen, woher und wie ich mir das Rad besorge. Hier fahren zwar verschiedene Leihräder herum, aber die Marke, die mir am besten gefallen hat, gibt es nur mit einem Monatsabo, also für die locals interessant. Bleibt eigentlich nur Velib übrig. Sie haben eine App und man kann sich Räder on demand, d.h. Auch Stundenweise ausleihen. Voraussetzung ist ein Pass Navigo Decouverte, den man braucht, um Wochentickets für den Pariser Transport drauf zu laden. Dafür benötigt man ein Passbild und muss den Pass bei einer Metrostation erwerben. Kostet 5 EUR. Den Pass muss man bei Velib aktivieren und kann losradeln. Klingt kompliziert, mal schauen, ob das klappt. Den Pass bekomme ich ohne Probleme, aber beim ersten Rad nimmt er meine Codes nicht an. Ich sehe mir das Einleitungsvideo auf Youtube nochmal an, während meine Finger werden immer klammer werden. Als es endlich klappt, gibt der Fahrradhalter das Rad nicht frei. Na super. Ein Typ, der auch eins ausleiht, erklärt mir, dass das bei einigen Rädern vorkommt. Ich suche ein neues. Nach etlichen Versuchen klappt es endlich und ich kann losradeln. Komoot hat für mich schon geplant: ca. 22 km nach Versailles an der Seine entlang, sollte ja kein Problem werden. Naja, das bewahrheitet sich leider nicht. Das Rad ist viel zu klein für mich, der Sattel ist eher für Asiaten geeignet, was das Treten echt mühsam macht. Der Gang springt und die Bremsen sind etwas schwer zu betätigen, dennoch komme ich gut voran und genieße die Fahrt in die äußeren Bezirke von Paris. An der Seine stehen unglaublich viele Luxushausboote, mit eigenem Anleger, Garten und sogar mit eigenen Abstellplätzen für Fahrräder und Mülltonnen. Riesige Schiffe, so groß wie Eigentumswohnungen in erster Lage direkt am Wasser. Ich erreiche La Defense, die Bürostadt. Die Hochhäuser sind ganz hübsch, fallen aber erst dort draußen auf. In Saint-Cloud verlasse ich die Straße und biege in einen schloßähnlichen Park ab. Der Weg geht ziemlich steil auf Kopfsteinpflaster bergauf und ich kämpfe mit diesem schweren Rad, muss sogar schieben. Na super, wie soll ich damit nach Versailles kommen? Endlich geht es wieder bergab und ich erreiche Ville-d‘Avray ein hübsches Dorf mit kleinen Steinhäusern, welche mich eher an England erinnern. Der Weg führt weiter bergauf, mein Tempo verlangsamt sich erheblich bis ich ich endlich den Ortseingang von Versailles erreiche. Die große Promenade führt mich direkt zum Schloß. Dort ist leider kein Parkplatz von Velib, daher stelle ich mein Rad direkt vor dem Tor ab, was niemanden stört. Mit dem Online Ticket bin ich sofort drin und komme direkt in die Wohn-Gemächer im 1. Stock. Der Spiegelsaal ist super, sehr hell und lang. Und lustig, zu sehen, wo Louis der 14. und seine Gefährtin geschlafen haben. Aber wo sind bloß die 20.000 Höflinge untergebracht gewesen? Das Schloß ist zwar groß, aber wurde ja auch für Verwaltung genutzt. Viele junge Leute besuchen Versailles, aber es ist nicht zu voll, so dass man stressfrei überall durchkommt. Draußen im Park kommt endlich die versprochene Sonne raus, ich genieße die Aussichten auf die vielen Wasserflächen und den Spaziergang in den gepflegten, unendlich wirkenden Park. Die Blickachsen sind der Wahnsinn. Wieviele Gärtner hierfür gebraucht werden? Im Sommer muss es noch schöner sein. Nach vielen Fotos kann ich mich endlich losreißen und hoffe, dass mein Rad noch da ist. Gezwungenermaßen mache ich mich auf die 20km Rückreise in der Antizipation, dass diesmal bergab geht. Mein Wunsch wird erfüllt, es gibt tolle Radwege und die Autos achten wirklich sehr auf ausreichenden Abstand und sicheres Überholen. Kein Autofahrer ist genervt oder drängelt. Schnell erreiche ich wieder die Seine und fahre weiter in südlicher Richtung. Auch hier moderne Bürohochhäuser und wieder zahlreiche Hausboote. Schließlich taucht der Eifelturm vor mit auf, erst noch in großer Ferne. Vor ihm steigt ein Heißluftballon auf (auch eine touristische Attraktion). Das Seine-Ufer strahlt in der Abendsonne auf, faszinierende Ausblicke.

Printemps et Lafayette

…sicherlich nicht die billigsten Käufhäuser, aber bestimmt die schönsten. Was mir besser gefallen hat: eindeutig das Lafayette. Die Rundkuppel mit dem schönen Glasdach, das in unterschiedlichen Farben beleuchtet wird, ist unbeschreiblich. Das Licht bunt, warm und die Atmosphäre locker und entspannt. Auf dem Dach hat man einen tollen Blick auf die Oper und La Tour Eiffel. Leider war´s neblig. Das Printemps besteht nur aus den exklusiven Modelabels, aber im obersten Stock befindet sich eine schöne Galerie, wo man auch Second Hand Mode kaufen kann. Das meiste ist trotzdem unbezahlbar. Ich laufe weiter mit dem Ziel Les Halles, dem dritten Shopping Centre des Tages. Das ist eher jugendlich und modern. Aber da ich mir unter Les Halles gar nichts vorstellen konnte, bin ich auch hier überrascht von der Bauweise. Es liegt größtenteils unterirdisch mit drei Ebenen und hat ein riesiges Glas-Stahldach, so als würde ein Wochenmarkt überdacht werden. Auf dem Weg dorthin entdecke ich schon wieder eine hübsche alte Ladenpassage, die Galerie Vero-Dodat. Man kann sich gut vorstellen, wie es früher war, hier einzukaufen. Heute sind dort hauptsächlich Galerien, Möbelläden, ein Gitarrenbauer und ein Schuhladen Christian Louboutin. Nach oben gibt es hier keine Preisgrenzen. Die Schuhe erinnern mich an Disney World. An der Pariser Börse wartet ein silberner Reiter auf mich. Nach einem Crêpes aux maronnes bin ich wieder aufgeladen für das Centre Pompidoux. Die Ausstellung Georg Baselitz interessiert mich eigentlich nicht sonderlich, aber da er ein deutscher Künstler ist, sollte man ihn mal gesehen haben. Und ins CP wollte ich eh schon immer hinein. Gegen meine erste Meinung bin ich aber trotzdem bald eingetaucht in die Kunst von Baselitz. Er war ein Protestmaler, kam aus dem Osten nach West Berlin und wurde erst bekannt, als er Anfing seine Objekte grundsätzlich auf dem Kopf darzustellen. Die Farbwahl und die Gewalt seiner Bilder gefallen mir gut und reißen mich mit. Die moderne Kunst einen Stock tiefer ist auch noch interessant, doch die Contemporary Art wieder ein Stockwerk darunter gibt mir bis auch Beys nicht mehr viel. Der Außenaufzug ist schön beleuchtet und auch von hier gibt einen schönen Blick über die Dächer von Paris zum beleuchteten, blitzendem Eiffelturm und zum Montmartre. Müde schleppe ich mich noch zum Monoprix bei mir über die Straße um fürs Abendessen zu sorgen. Die Auswahl erschlägt mich fast: zwei Käsestückchen, frisches Gemüse, Obst, Empanadas mit Crevetten, Mousse aux Chocolat und ein weißer Biowein aus der Provence verlassen mit mir den Laden.

La Musée Marmottan Monet

Ich hätte nicht gedacht, dass diese kleine Museum die Schätze von Monet beherbergt. Im Keller der alten, hübschen aber von außen nicht gerade sonderlich pompösen Villa sind DIE Seerosen von Monet ausgestellt. Das Museum besteht aus Privatsammlungen u.a. auch der Nachkommen der Familien der berühmten Impressionisten Monet, Manet, Renoir, Morisot, Gaugin, Degas. Es ist nicht groß, aber soviel geballte Kunst auf einmal ist schon etwas besonderes und hat mir sehr gut gefallen.

Es war ein regnerischer, ruhiger Sonntag. Die Metro war recht leer. Wir sind durch den Bois de Boulogne spaziert, ein schöner großer Stadtpark im Südwesten der Stadt. Die Pariser lassen sich durch den Regen nicht abschrecken und machen dort trotzdem ihr Sportprogramm. Durch den regnerischen Wald erreichten wir die Foundation Louis Vuitton, ein modernes Museum der Familie Arnoud mit einer Glasfassde, die an ein Segelschiff erinnert. Der Himmel reißt endlich wieder auf. Leider haben wir heute morgen keine Karten mehr bekommen. In der Ausstellung sind u.a. Werke von Gaugin und Picasso. Aber so war es auch genug Kunst, Überfrachtung ist keine Lösung und so habe ich einen Grund bald wieder nach Paris zu fahren. Wir spazieren weiter über die Grandes Allées Avenue Foch zum L´Arc de Triompfe und dann via dem gepflegtem Parc Monceau zurück in die Innenstadt. Im Café des Dames machen wir eine Pause. Wir entscheiden uns, zu Fuß zurück zum Bahnhof zu laufen und genießen nochmal die Pariser Straßen, die vielfältiger nicht sein könnten. Danis TGV/ICE fährt um 17:00 zurück nach Frankfurt.

Erschöpft und ein wenig verfroren setze ich mich in die Metro zum Porte de Clignancourt, von dort sind es nur 12 Gehminuten zurück nach Hause.

Impressions de Paris

Gestern habe ich Daniela am Bahnhof abgeholt, sie besucht mich übers Wochenende. Inzwischen fühle ich mich schon etwas heimisch in Paris und es war lustig, sie am Gare de l´Est abzuholen und ihr „meine Wohnung“ zu zeigen. Wir nutzten die Sonne für einen Spaziergang durch Montmartre und haben die Banksy Ausstellung besucht. Beeindruckend, was er macht. Ich kenne ich noch gar nicht so lange, aber ich finde seine Kunst mega. Er weist auf so vieles hin und das auf eine freche Art, die jedem unter die Haut gehen muss. In Bristol, England verkaufen sie gerade T-Shirts von der Aktion, wo vier Typen eine Statue von einem Sockel gerissen haben. Es war ein Denkmal von Colson, der eigentlich ein Skavenhändler war. Banksy hat ein T-Shirt vom Sockel kreiert und das wird zum Support der Jungs, die evtl. ins Gefängnis müssen, verkauft. More? SEE: BANKSY auf Instagram. Mega coole Videos auch von seinen Spray-Aktionen.

Abends war es dann ganz schön, mal gemeinsam zu essen. Wir haben in der Nachbarschaft ein Bistro aufgestöbert und ich hatte Voc au crevettes und Dani Agneau avec Pommes frites. Et un vin rouge:-)

Heute waren wir im Musée D´Orsay. Hier haben mir vollem die Statuen von Rodin gefallen und die Impressionisten natürlich. „Nympheas bleu“ (Seerosen) von Claude Monet sind mein Lieblingsbild. Von Renoir gefällt mir „Bal du moulin de La Galette“. Von Paul Gauguin „Le Chevale blanc“. Es ist echt riesig. Das Musée ist in einem ehemaligen historischem ziemlich großen Bahnhof und liegt südlich der Seine. Von dort hat man einen schönen Blick über die Stadt zum Montmartre. Leider war das Wetter danach ziemlich ekelhaft und es war sehr regnerisch bei unserem weiteren Spaziergang an der Seine in Richtung Notre Dame und dann vom Institute des Mondes Arabe nach Marais zu einer kostenlosen Luminations-Ausstellung „Topographien de la lumiére“ in einer alten Fabrikhalle. Diesen Typ haben wir von Erik, einem Freund von Daniela erhalten, der die Künstlerin eines Werkes kennt (Vera Röhm) und ihr bei der Umsetzung geholfen hat. Zwischendurch haben wir uns mit einem Café au lait und einem Crêpe unter der Markisenheizung eines Cafés gestärkt und aufgewärmt. Marais gefällt mir immer besser, es ist sehr entspannt und man kann dort sehr schön bummeln.

Ein bisschen Kunst findet sich allerdings auch an den Pariser Mauern und Hauswänden.

Quartier Marais

Nach ein typisch französisch eher mageren Frühstück mit etwas Baguette und Kaffee verlasse ich mein schönes Zuhause mit dem Ziel Marais, das jüdische Viertel. Es sind ca. 6 – 7 km. Ich komme am Gare de Nord und Gare de L´Est vorbei. Die Straßen bieten mir viel Abwechslung, es ist anders als in Deutschland, zum Glück! Viele Schlangen vor den Apotheken für die Corona-Tests sehe ich. Über den Place de la Republique mit seiner großen Bronzestatue (sie symbolisiert die Republik durch die berühmte Marianne) tauche ich direkt via Rue Beranger, wo es eine uralte etwas vergessene Glaseinkaufsgalerie (Passage Vendome) gibt, über die Rue de Charlot in Marais ein. An der Kreuzung zur Rue de Bretangne entdecke ich einen kleinen Open-Air-Food-Court. Italienische, französische, israelische und arabische Küchen erwarten mich. Es ist halb eins, ein paar Gäste sind schon da. Ich entscheide mich für Couscous und einen thé de menthe, der in einer Silberkanne serviert wird. Das heiße Getränk und die Pause tun gut. Marais ist für seine schönen Bürgerhäuser und Adelspaläste bekannt, diese nennen sich alle Hotels obwohl es gar keine Hotels mehr sind. Per Zufall führt mich mein Weg am Hotel Guenegard vorbei, echt beeindruckend mit den schönen Säulengängen. Hier ist gerade eine Ausstellung über Merinoschafe. Weiter gehts über die Rue de Rosier (ehemaliges jüdisches Ghetto) zu einem jüdischen Feinkostladen Finkelsztaijn, wo ich ein Blini gefüllt mit Auberginen für teure 4,20 EUR erwerbe. Egal es schmeckt trotzdem. Im benachbarten Fachwerkrestaurant Marianne kann man auch jüdisches Essen genießen. Das schöne Wetter zieht mich durch einen Hinterhofpark (Jardin de Rosier) und einen großen majestätischen Park (Square Louis XIII) weiter Richtung Bastille zum Canal Saint Martin, wo die Boote der Stadt geparkt werden. Die Pariser nutzen die Wintersonne und chillen am Ufer. Ich gehe weiter nach Süden unter verschiedenen Brücken durch zur Seine. Über das Quai d´Orleans, wo ich mir in der Sonne ein Bier, das mit Popcorn begleitet wird, bestelle, erreiche ich über die Pont Saint Louis schließlich Notre Dame. Sie ist umzäunt und eine Ausstellung an den Zäunen dokumentiert die Renovierung. Viele interessante Aspekte werden gezeigt, z.B. das die Orgel gerettet werden konnte und jetzt gereinigt wird. Viele alte Statuen wurden von Feuer unstabil und für die Restauration abgebaut. Das wird Jahre dauern, viele Zimmerleute, Bauingenieure und Wissenschaftler sind an der Arbeit. Vor dem Dom ist eine Art riesiger Comic an der Baustellenbegrenzung angebracht, der die unterschiedlichen Arbeiten super dokumentiert. Leider nur auf französisch. Ich gehe weiter an der Seine und sehe die typischen Buchläden in ihren alten Bretterverschlägen. Die Seine ist sehr schlammig und viele alte Schiffe stehen am Ufer. Dann führt mich die berühmte Holzfussgängerbrücke Pont des Arts zum Louvre. Da ich als Kind schonmal hier war und die Mona Lisa gesehen habe, lasse ich das mal weg. Die hübsche Glaspyramide kann ich auch von oben sehen. Durch die winterlichen Tuilerien erreiche ich das 1. Arrondissement mit seiner Oper und dem Kaufhaus La Fayette. Ich bummele durch ein paar kleine Geschäfte, es ist interessant zu schauen, was angeboten wird. Die Auswahl ist durchaus verlockend, doch ich bin nach 20 km und den vielen Eindrücken inzwischen etwas müde und möchte nach Hause. In einem Franprix Supermarkt hole ich mir eine Flasche Weißwein, Käse, Joghurt, Gemüse, Öl und Essig. Alleine essen gehen und bei den hohen Zahlen werde ich mir heute verkneifen und das Appartment ist wirklich super schön und entspannend.

Bonjour Paris

Ich glaube, einen schöneren Tag hätte ich mir nicht aussuchen können. Ich bin überwältig von dem klaren, sonnigen Wetter und der damit verbundenen Aussicht vom Montmartre.

Die Anreise mit dem Zug war problemlos, es dauert nur 4 Stunden von Ffm, dann empfängt mich der Gare de l´Est in Paris. Höchsttempo war übrigens 319 km/h (mit Ökostrom). Mein AirBnB Appartment liegt im Norden der Stadt, aber auch nur 15 Metrominuten entfernt. Ein komisches Gefühl mit den für Paris typischen Einlass Codes ausgestattet in ein fremdes Haus zu gehen. Der Aufzug ist alt, eng und schnell. Das Haus hat definitiv Charme, uralt. Die Wohnung ebenso, ca. 35 qm, 2 helle, sehr süß eingerichtete Zimmer aber ein modernes Bad. Alles was man braucht. Ich starte mit einem Espresso aus den mitgebrachten Kapseln und richte mich ein. Doch bei dem schönen Wetter wäre jede Stunde drinnen Verschwendung. Ich gehe auf die Straße mit dem Ziel Sacre Coeur/Montmartre. Allein die kleinen Boulangeries, Patisseries, Obstläden und Boucheries sind eine Reise wert. Was für eine liebevoll zusammengestellte Auswahl an Kleinigkeiten, die es bei uns nicht gibt. Hier werde ich nicht hungern. Foto folgt. Am Montmartre erschlägt mich der Blick. Die Wolken ziehen über die Stadt und von dort oben kann man wunderschön die Straßen hinab auf Paris schauen. Trotz Corona sieht man viele Touristen, wie ist das dort denn im Sommer ohne Pandemie? Das stelle ich mir lieber nicht vor. Den letzten Sonnenstrahlen folgend ziehe ich weiter Richtung Südwesten und lande direkt am Pigalle mit der Moulin Rouge. Zurück nach Norden über die belebte und gemütliche Einkaufsstraße Rue Damremont erreiche ich mit einem frischen Baguette wieder mein neues Zuhause.

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